Anna Moser | 2021

Anna ist unsere drittes Kind, jedoch verlief die Schwangerschaft bereits früh mit vielen Komplikationen. Zwei Tage vor Ihrer Geburt sind wir wegen sehr starker Schmerzen stationär im Krankenhaus aufgenommen worden. Hier stellte man fest, dass zu viel Fruchtwasser vorhanden war und dadurch meine Organe gestaut wurden. Daher wurde die Fruchtblase zwei mal punktiert, leider bildete sich das Fruchtwasser in kürzester Zeit wieder nach.
Zudem bekam ich sehr starke Wehen und das Maximale an Schmerzmitteln.

Daher wurde Anna am 20.02.2020 in der 31+ 5 Woche per Kaiserschnitt mit 1840 Gramm und 48 cm auf die Welt geholt. Ich hatte statt den üblichen 600ml fast 4L Fruchtwasser, aus unerklärlichen Gründen.

Anna musste nur für einen Tag leicht beatmet werden. Ab da schaffte Sie es alleine. Über eine Sonde wurde Sie mit Muttermilch gefüttert. Sie entwickelte sich Super und hatte keinerlei Anpassungsstörrungen. Mehrmalls musste Anna unter die Blaulichtlampe, da Ihre Billirubinwerte (Gelbsucht) zu hoch waren.

Ab dem zweiten Tag stelle man zudem einen sehr hohen Blutdruck bei Anna fest. Daher wurden viele Untersuchungen gemacht, um nach einer Ursache für den hohen Blutdruck zu schauen. Leider ohne Erfolg. Anna wurde auf ein Blutdrucksenker eingestellt. Diesen benötigte Sie 4x am Tag.
Wegen Corona durften Felix und Lea, Anna nicht im Krankenhaus besuchen. Um so größer war dann die Freude, als Anna nach 6 langen Wochen endlich nach Hause durfte.

Anna war bis auf den hohen Blutdruck ein gut entwickeltes Kind. Leider schrie sie sehr viel und war sehr unruhig. Bereits bei der Entlassung wurde uns gesagt, dass wir nach drei Monaten nochmal für 24 Stunden Blutdruck Kontrolle stationär vorbei kommen müssen. Eine Woche vor diesem Termin teile man uns mit, dass wir Anna’s Blutdruckmedikament, das Sie ja alle 6 Stunden bekam, sofort absetzen sollten. Sonntagmorgen ging es dann in die Klinik. Hier hatte man zunächst große Probleme Annas Blutdruck zu messen. Jede Stunde wurde ihr Blutdruck kontrolliert, dabei stellte man einen extrem hohen Blutdruck fest, was natürlich vom Absetzen des Medikamentes kam. Anna erhielt daraufhin einen Akutblutdrucksenker.

Anna reagierte mit einer sehr hohen Herzfrequenz. Der Blutdruck ging zwar runter, aber Anna’s Kreislauf kam durcheinander. Sie wurde sehr schwach, stöhnte bei jedem Atemzug. Sie schaffte es nicht mehr zu trinken und benötigte eine Magensonde. Gegen 05:30 Uhr am 11. Mai schaffte es Anna’s Herz nicht mehr. Sie musste reanimiert werden.

Anna wurde in ein künstliches Koma gelegt und bekam einen Tubus für die Beatmung. Nach der Reanimation stand es überhaupt nicht gut um Sie. Ich sollte meinem Mann Bescheid geben, dass er schnellstmöglich in die Klinik kommt, da die Ärzte nicht wussten ob Anna durchkommt. Am nächsten Tag bekam Anna zwei Krampfanfälle und man diagnostizierte Epilepsie. Während der Zeit im Koma bekam Anna noch eine schwere Infektion sowie Nierenversagen bei der man ihr mit einer Bluttransfusion helfen musste.

Nach einer MRT Untersuchung des Gehirns sowie einer EEG-Messung stand fest: Anna hat durch den Sauerstoffmangel während der Reanimation starke Hirnschäden erlitten. Große Teile des Gehirns wurden zerstört. Vor allem die Bereiche die für die Motorik und Sprache zuständig sind. Die ersten Prognosen waren niederschmetternd: Anna wird nicht sitzen und laufen können, eine geistige Behinderung kann nicht ausgeschlossen werden.

Aber Anna ist eine Kämpferin und hat nie das Lachen verlernt!

Während des Komas wurde Anna wieder auf Ihren Blutdruck eingestellt. Doch jetzt benötigt Sie zwei Medikamente. Eines zwei mal Täglich und eines alle 4 Stunden. Wir haben einen Monitor mit nach Hause bekommen um nun regelmäßig Annas Blutdruck zu kontrollieren. Zudem muss genau aufgeschrieben werden, wieviel Anna trinkt. Sollte Sie zu wenig Trinken, brechen oder Durchfall haben, müssen wir sofort in die Klinik. Denn dann wirkt das Blutdruckmedikament zu stark und Anna muss dauerhaft überwacht werden und eine Infusion bekommen. Ebenso haben wir ein Akutmedikament gegen die Epilepsie mitbekommen, ohne das wir nicht mehr aus dem Haus dürfen. Sollte nochmal ein Anfall sein, müssen wir direkt mit dem Krankenwagen in die Klinik fahren.

In Regelmäßigen Abständen werden nun Annas Gehirnströme gemessen und Ihr Entwicklungsstand kontrolliert. Anna erhält jede Woche Krankengymnastik und wir üben noch viel zu Hause. Anne ist ein sehr unruhiges Kind, Nachts schreit Sie regelmäßig über 4 Stunden am Stück. Einschlafen fällt Ihr sehr schwer. Die Ärztin vermutet, dass auch ein Teil von Annas Gehirn zerstört ist, welches für die Bildung des Schlafhormons Melatonin verantwortlich ist. Daher erhält Anna nun ein Medikament zur Einschlafhilfe.

Anna kann mittlerweile sitzen, krabbeln und an Gegenständen entlanglaufen. Sie ist stark Entwicklungsverzögert. Worte spricht Sie nur sehr wenig. Wo genau Anna später Hilfe benötigen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. Immer wieder hat Anna Phasen in denen Sie keine oder nur wenig Körperspannung hat. Hier fällt es Ihr dann schwer den Kopf zu heben, zu sitzen oder auch aus der Flasche zu trinken.
Woher der hohe Blutdruck kommt, ist bisher trotz vieler Untersuchungen noch nicht festgestellt worden.
Für das schielen hat Anne eine Brille bekommen, die Sie natürlich überhaupt nicht mag. Weitere Krampfanfälle sind seither zum Glück nicht mehr vorgekommen. Trotzdem kann jederzeit ein weiterer Anfall auftreten.

Aber Anna zeigt uns was Willenskraft bedeutet!

Bleistiftzeichnung von Don Quijote

„Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.“

— Winston Churchill